Rosa Luxemburg

Rosa LuxemburgRosa Luxemburg wurde am 5. März 1871 in Zamocz, einer Kleinstadt in der Gegend von Lublin im damaligen Russisch-Polen geboren. Einige Jahre nach ihrer Geburt übersiedelte die Familie nach Warschau. Dort besuchte Rosa Luxemburg ein Mädchengymnasium.

1882 war in Polen die "Sozialistische revolutionäre Partei Proletariat" gegründet worden. Diese Partei wurde 1884 bis 1885 im Wesentlichen von der zaristischen Polizei zerschlagen; als Rosa Luxemburg beitrat (1887), waren nur noch einzelne Gruppen übrig geblieben. Die Polizei kam dem Zirkel auf die Spur, Rosa musste fliehen (1889).

Sie ging nach Zürich, studiert bei Julius Wolf Nationalökonomie. Wolf in seinen Memoiren: "[Ich] hielt dem begabtesten der Schüler meiner Züricher Jahre, Rosa Luxemburg, ... die akademischen Steigbügel, sie machte ihren staatswissenschaftlichen Doktor (mit einer trefflichen Arbeit über die industrielle Entwicklung Polens) bei mir."

Im Jahre 1893 entstand die "Polnische Sozialistische Partei" (PPS), die hauptsächlich für die Unabhängigkeit Polens eintrat. Gegen deren Natio­nalismus gründete Rosa Luxemburg, zusammen mit Leo Jogiches und Julian Marchlewski, die Zeitschrift "Sprawa Robotnicza" (Arbeitersache). Luxemburgs meinte, die Unabhängigkeit Polens sei nur durch eine allgemeine Revolution in Deutschland, Österreich und Russland (Polen war zwischen diesen Staaten aufgeteilt!) zu erlangen, nicht durch den Kampf für ein unabhängiges Polen.

Rosa Luxemburg hat damals und später das Selbstbestimmungsrecht der Nationen abgelehnt. Sie hoffte, dass mit der Befreiung Russlands vom Kapitalismus auch der zu Russland gehörende größere Teil Polen vom Kapitalismus befreit werde, anderenfalls jedoch in einem bürgerlichen polnischen Staat die Arbeiterklass weiterhin dem Kapitalismus ausgesetzt sein werde.

1893 kam es zur Spaltung der PPS und zur Gründung der "Sozialdemokratie des Königreichs Polen", deren Vorsitzende Rosa Luxemburg und Leo Jogi­ches wurden. Etwas später schlossen sich Gruppen polnischer Arbeiter aus den Gebieten Grodno und Wilna an (u. a. auch Felix Dzierzynski). Die Partei wurde in "Sozialdemokratie des Königreichs Polen und Litauens" umbenannt.

1897 ging Rosa Luxemburg, nun als Dr. jur, nach Deutschland, nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an und wurde Mitglied der SPD. Sie arbeitete unter anderem für die „Leipziger Volkszeitung“ – einer Zeitung unter starkem Einfluss der linken Kräfte der SPD und nahm festen Wohnsitz in Berlin.

Zu dieser Zeit behauptete Eduard Bernstein, der Kapitalismus hätte sich geändert, entwickele sich krisenfrei und friedlich, eine Überwindung der Klassengegensätze sei im Kampf um Reformen möglich. Das sozialistische Ziel trete hinter dem Weg zum Ziel zurück, eine Revolution sei dazu nicht nötig. Gegen diese Auffassung schrieb Rosa Luxemburg 1899 ihr Buch "Sozialreform oder Revolution", eine gründliche Abrechnung mit den Ideen Bernsteins.

Infolge der russischen Revolution 1905 kam es auch in Deutschland zu großen Streiks und Rosa Luxemburg konnte erstmals auf Verlangen der Mitglieder auf Gewerkschaftsversammlungen sprechen, die ihr bis dahin verschlossen gewesen waren. Die Reformisten in der SPD verspotten Rosa noch als "das tapfere Heldenweib", sie aber ging nach Warschau, um an der Revolution aktiv teilzunehmen.

Am 4. März 1906 fiel sie zusammen mit Leo Jogiches der Polizei in die Hände und beide wurden in der Warschauer Festung eingekerkert. Ihren Freunden, darunter auch deutsche Genossen wie August Bebel, gelang es, sie am 28. Juni frei zu bekommen, sie konnte Warschau verlassen. Ihre Erfahrungen fasste sie in der Broschüre "Massenstreik, Partei und Gewerkschaften" zusammen.

1907 wurde Rosa Luxemburg als Dozentin für politische Ökonomie an die Zentrale Parteischule der deutschen Sozialdemokratie berufen. Aus ihren Vorlesungen entstand die "Einführung in die Nationalökonomie".

1910 nahmen die Kämpfe gegen das preußische Dreiklassenwahlrecht und für das Frauenwahlrecht großen Aufschwung. In Berlin demonstrieren 100.000 Menschen. In vielen Städten des Reiches kommt es zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei. Für Rosa Luxemburg wurde klar, dass "die preußische Wahlreform unmöglich durch parlamentarische Mittel gelöst werden kann, nur eine unmittelbare Massenaktion draußen im Lande vermag hier Wandel zu schaffen".

Doch die Bewegung riss plötzlich ab: Der Parteivorstand der SPD hatte die Weiterführung der Kampagne verboten! Karl Kautsky trat offen gegen Rosa Luxemburg und die öffentliche Erörterung des Massenstreiks auf.

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, waren in ganz Europa die Menschen wie versessen, einander die Kehle durchzuschneiden. So allgemein der Wahn, so allgemein ein Jahr später der Katzenjammer. "Gefallen für Kaiser und Vaterland" - im Stacheldraht in Flandern oder in den Karpaten umgekommen!

Warum hatten alle Führer der deutschen Arbeiterbewegung zur „Verteidi­gung der abendländischen Kultur“ aufgerufen, die Beschlüsse der Interna­tionalen Kongresse der II. Internationale von Stuttgart (1907 und folgend in Kopenhagen und Basel) gebrochen, damit faktisch den Zusammenbruch der II. Internationale verursacht? Rosa Luxemburg analysierte diese und andere Fragen in ihrer berühmt gewordenen Junius-Broschüre, im April 1915 heimlich im Gefängnis geschrieben und ein Jahr später illegal in Deutschland verbreitet.

Aus dem Kampf gegen den Krieg und dessen Unterstützung durch die SPD-Führung ging die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutsch­lands, die USPD, hervor, in deren Reihen auch die revolutionären Linken um Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, Wilhelm Pieck und andere als Spartakusbund mitwirkten.

Ihr Kampf gegen Krieg und Militarismus führte zu Einkerkerung Rosa Luxemburgs von 1915 bis 1916 und schon kurz nach der Freilassung 1916 erneut zu ihrer Verhaftung. Sie blieb bis zum 9. November 1918 in Haft.

Als sie am 10. November in Berlin eintraf, war die Revolution bereits in vollem Gange. Der Kaiser war in die Niederlande geflohen. Die Regierung den Sozialdemokraten zugefallen, deren Führer Ebert sagte: "Ich hasse die soziale Revolution wie die Sünde." Während sich überall Arbeiter- und Soldatenräte bildeten, blieben die Führer der USPD weiter untätig.
Die Führer des Spartakusbundes - Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Wilhelm Pieck, Leo Jogiches, Clara Zetkin, Franz Mehring u.a. - taten in diesen Tagen Übermenschliches, um der Revolution Ziel und Richtung zu geben. Rosa Luxemburg, die schon mit angegriffener Gesundheit aus dem Gefängnis gekommen war, wurde die Seele der neu gegründeten Zeitung des Spartakusbundes "Die Rote Fahne".

Der Forderung nach Bildung einer Räteregierung stellten die SPD und die anderen bürgerlichen Parteien die Losung der Nationalversammlung ent­gegen, die auf Bewahrung der alten Verhältnisse mit einem neuen Parlament hinauslief. Gleichzeitig gründete der sozialdemokratische Stadtkommandant von Berlin, Otto Wels, mit einer Soldatenwehr von 15.000 Mann eine zuverlässige Truppe gegen die Revolution.

Die Massen blieben indes in Bewegung, eine riesige Streikwelle erfasste das ganze Land. Neben wirtschaftlichen Forderungen wurde auch in verschwom­mener Form die Sozialisierung gefordert. Es wirkte sich aus, dass die Kräfte des Spartakusbundes sich nicht zur ideologischen, politischen und organisa­torischen Selbstständigkeit entwickelt hatten. Zwar gab es das klare, marxi­stische Erfurter Programm der SPD, doch daran hielt sich die Führung schon längst nicht mehr, und die KPD mit klarem marxistischen Programm ent­stand erst am 31. Dezember 1918.

Zur gleichen Zeit liefen schon die Vorbereitungen zur Niederschlagung der Revolution. General Groener sagte später: "Am 29. Dezember hat dann Ebert Noske herangerufen, um die Truppen gegen Spartakus zu führen. Am 29. sammelten sich die Freiwilligenverbände, und nun konnte der Kampf vor sich gehen."

Die rechten SPD-Führer organisierten eine Provokation, um die Linken unter für sie ungünstigen Bedingungen zum Kampf zu zwingen: Sie ersetzten den Berliner Polizeipräsidenten Eichhorn - er gehörte als Linker der USPD an – durch den Rechtssozialdemokraten Eugen Ernst. Wie von den Rechten erwartet kam es darauf hin zu großen Demonstrationen. Aufgerufen hatten die revolutionären Obleute (Räte, ähnlich den russischen Sowjets), die USPD und die KPD. Eugen Ernst: "Wir haben Spartakus zum frühen Losschlagen gezwungen. Sie mussten angreifen, ehe sie es wollten, und wir waren deshalb in der Lage, ihnen zu begegnen."

Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht u.a. erkannten zwar die Gefahr, waren gegen den Aufstand. Da er aber nicht zu verhindern war, taten sie alles, um ihn zum Erfolg zu führen. In dieser gefährlichen Situation verhandelten Führer der USPD mit Ebert!

Die Berliner Arbeiter unterlagen in jenen Januartagen, denn ihre Führer aus der USPD schwankten und zauderten, - und die KPD war noch viel zu schwach, um die Führung zu übernehmen.